Kochbuch für Hochsensible

Melanie Böhm – Kochbuch für Hochsensible

– eine Rezension

Wir sind in keiner Weise an diesem Kochbuch für Hochsensible beteiligt oder sonstig mit dem Autor verbunden. Dass wir darüber gerade froh sind, werden Sie gleich verstehen. … und dass wir deshalb über ein Arbeitsbuch zu unserem eigenen Buch nachdenken.

Ein erster Eindruck

Sollten Sie sich bislang für zu unbegabt gehalten haben ein Buch zu schreiben, dann kann Sie dieses Buch vom Gegenteil überzeugen. Ansonsten lesen Sie dieses Buch besser, wenn Sie gerade nichts aus der Bahn werfen kann. Das Buch ist vor allem ein beredtes Zeugnis dafür, dass die Autorin … nun Ach! Sprache, Ernährung und Medizin, und leider auch die Kochkunst, durchaus NICHT studiert hat mit heißem Bemühn (frei zitiert nach J.W. von Goethe, Originalzitat im Anhang).

Geschmückt mit fremden Federn

Nur zu deutlich sieht man, wie hier abgekupfert und zusammengemixt wurde, was sich gerade in Büchern, Dokus und Internet finden ließ. So stand ganz offensichtlich Prof. Gregor Hasler (Die Darm-Hirn-Connection, 2019) Pate für eine »Darm-Psyche-Connection«. Was das denn nun ist, bleibt die Autorin schuldig.

Andere Aussagen entstammen unserem eigenen Buch Ernährung für Hochsensible (Bernhard Bühr/Eva-Maria Engl, 2019). Die ursprünglichen Aussagen sind auch hier zur Farce geraten. Aber angeblich entspringt ja alles der reichen Erfahrung der Autorin. Erfahrung in der Arbeit mit wem bitte?! »Melanie Böhm« ist ja angeblich Tierärztin, wobei die Dame im Internet nirgends in Erscheinung tritt. Es liegt sogar nahe, dass es sich nur um ein Pseudonym eines Kochs aus Coburg handelt. Gerade im Zeitalter des Influencings braucht es jedoch mehr als halbgares Angelesenes und eine Kochlehre. Und so können auch die Rezepte bei weitem nicht einlösen, was ihnen an Theorien vorangestellt wurde.

Ernährung zwischen Dichtung und Wirrheit

So wird beispielsweise zunächst über Acrylamide und Transfettsäuren berichtet. Im Rezeptteil wird dann laufend mit »reichlich Olivenöl« »scharf angebraten«. Dabei entstehen natürlich jede Menge solche Stoffe. Sogar eine Sauce aus Mehlschwitze wird noch empfohlen. Auch hierbei entstehen reichlich hitzegeschädigte Fette und Maillard-Produkte. Das fällt natürlich nur dem auf, der seine Biochemie gelernt hat. Dass ein Essen mit viel erhitzten Ölen/Fetten und Röststoffen nichts für sensible Esser ist, sollte hingegen selbst einem Koch geläufig sein.

Im Buch wird durchaus ein Zusammenhang zwischen Hochsensibilität und sensiblem Darm hergestellt. Die Rezepte hingegen verlangen einen Rossmagen. So gibt es rohes Rot- und Weißkraut, rohe Frühlingszwiebeln, … begleitet von Kartoffelpüree. Mit dieser Kombination fühlt man sich wie eine Biogasanlage.

Dagegen werden die Feingemüse (junge Erbsen, grüne Bohnen etc.) zu Tode gekocht. Das Werk sitzt hier allgemein dem Irrglauben auf, dass länger Kochen irgendwie auch bekömmlicher sein müsste. So sollen nach »Melanie Böhm« Getreide mindestens 2 Stunden (zer)kocht werden, nachdem sie bereits einen Tag lang eingeweicht wurden. Ich freue mich auf Ihre Kommentare, wie dies auf Ihren Darm wirkt.

Einfach hingepfeffert

Natürlich wird zu Beginn des Buchs berichtet, dass man nur 1,4 g Salz pro Tag brauche. Diese Menge überschreitet man bereits mit einem kontinentalen Frühstück. Doch in den Rezepten wird sogar noch das Blanchierwasser gesalzen. Aber freilich, ausgelaugtes, totgekochtes Gemüse muss man irgendwie aufpeppen mit Salz, Pfeffer und (ebenfalls salzhaltigen) Gewürzmischungen. Das ist sehr deutsch und wenig zielführend. Insgesamt also etwas für sehr robuste Bäuche. Doch bevor man an solche Selbstversuche überhaupt denken kann, muss man sich erst mal in die chaotischen Kochanleitungen eindenken.

Die Möglichkeiten, mit Nahrungsmitteln auf Neurotransmitter einzuwirken, werden einerseits nur dürftig ausgeführt, andererseits völlig überbewertet. So mag Fisch ja auch Tryptophan enthalten, wie behauptet, doch hebt das den Serotoninspiegel noch lange nicht an. Und so weiter und so weiter …

Unfreiwillige Ironie am Rande

Eines der Symbolfotos zeigt eine Person mit Bauchschmerzen, darauf projiziert Magen und Dünndarm, und zwar spiegelverkehrt … seien Sie also gefasst darauf, dass es auch Ihnen bei so viel Unkenntnis den Magen umdreht.

Thunfisch und Dosen

Im Kochbuch für Hochsensible werden auch Rezepte mit Thunfisch angeboten. Thun gehört zu den stark bedrohten Fischarten und mithin haben Thunfisch-Steaks oder Dosenthunfisch keine Berechtigung mehr in Kochbüchern, die irgendwie als sensibel gelten wollen; außerdem gehört Thun zu den histaminreichen Fischen. Biogene Amine sind ein absolutes Minenfeld für Hochsensible. (Mehr dazu unter Tyraminintoleranz) Ebenso wenig hat Dosenfisch eine Berechtigung in Kochbüchern für Hochsensible. Es fehlt rundum am Blick für Details in diesem Buch. Dabei sind dies doch Dinge, die Hochsensiblen so wichtig sind.

Was nun?

Aus all dem können wir nur den Schluss ziehen, dass es an der Zeit ist, mit einem Arbeitsbuch zu Ernährung für Hochsensible (2019) nach vorn zu gehen. Freilich sind die Inhalte in unserem Buch komprimiert. Wir hätten uns das anders gewünscht, aber … aber … Sie können uns in diesem Prozess zum neuen Buch gehörig unterstützen. Schreiben Sie uns, ob und was Sie sich wünschen für dieses Buch. Werden Sie Teil des Projekts.

Anhang: das Originalzitat aus Johann Wolfgang von Goethe – Faust

… “Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor; …