Beidhändigkeit und das Sattler’sche Gesetz: rechts, links oder gestört?

Beidhändigkeit und das Sattler’sche Gesetz … rechtshändig, linkshändig oder gestört?

(überarbeitet am 10.03.2020)

Nachdem Linkshändigkeit allmählich doch akzeptiert wird, werden nun Beidhänder diskriminiert wie ehedem die Linkshänder. Allgemein wird dabei auf eine Frau Dr. Sattler verwiesen, die sich zu der Ansicht verstiegen hat, Beidhändigkeit wäre krankhaft. Nachdem das Thema im Umgang mit Hochbegabten, Hochsensiblen und anderen neurodiversen Menschen mit gewisser Regelmäßigkeit auftaucht, widme ich mich dieser heiklen Materie mit einigen zielführenden Gedanken.

Beidhändigkeit und Realität

Meine Klienten sind vor allem Hochsensible, Hochbegabte, Asperger usw. In der Welt dieser »bunten Menschen« wimmelt es von Linkshändern und Formen der Händigkeit, die landläufig als »Beidhändigkeit« bezeichnet werden. Unverkennbar sind die »Experten« mit diesen Menschen jedoch schlicht überfordert. Eine typische Reaktion ist dann, dass diese sogenannten Experten solche Besonderheiten als krankhaft erklären. Psycho-Washing im weißen Kittel! Schluss mit Dr. Sattler und ihrer unhaltbaren Behauptung, Beidhändigkeit wäre eine Störung … Bühne frei für die Fakten!

Kritik am Hemisphären-Modell

Ein zentrales Konstrukt in den Theorien der Rechts- und Linkshändigkeit ist das Hemisphärenmodell. Schon Wikipedia weiß: »Das Hemisphärenmodell ist eine populärwissenschaftliche Adaptation neurowissenschaftlicher Befunde zur Lateralisation des Gehirns. Es erklärt vereinfacht die Funktionsweise des Gehirns, wird aber mittlerweile als überholt angesehen.« (Wikipedia, 2018) Entstanden ist das Hemisphären-Modell aus einer krankheitsorientierten Herangehensweise in der Erforschung des Gehirns.

Kurz zusammengefasst besagt das Hemisphärenmodell, dass die Reize in bestimmten Zentren verarbeitet würden und dann zu Output führen. Dabei würden die logischen Leistungen in der linken, die kreativen Leistungen in der rechten Großhirnhälfte erzeugt. Diese Vorstellungen sind maßgeblich geprägt von Beobachtungen an Patienten mit Hirnverletzungen bzw. nach Schlaganfällen. Obwohl die Vorstellung einer logisch-analytischen und einer kreativen Hirnhälfte oberflächlich betrachtet reizvoll klingen mag, ist sie dennoch falsch. Dies zeigt die neurologische Forschung der letzten Jahrzehnte eindeutig. Dieser Erkenntnisgewinn ist nicht zuletzt dem Anderssein von Aspergern, Synästheten, Hochbegabten usw. gedankt. Tatsächlich entstehen unsere Hirnleistungen durch ein netzwerkartiges Zusammenwirken von Hirnteilen.

Die Aktivitätsmuster des Gehirns in MRT-Scans zeigen dabei, dass bei der Planung von Bewegungen jeweils sowohl der rechte als auch linke Präfrontale Cortex aktiv sind. Dies ist unabhängig davon, ob eine Rechts- oder Linkshändigkeit vorliegt. Eine Aufgabenteilung der Hemisphären gibt es eher dahingehend, dass die linke Hemisphäre gefestigte (konsistente) Gedächtnisinhalte vorhält, während die rechte Hemisphäre die Verarbeitung situativer (inkonsistenter) Inhalte übernimmt.

Die linke Hemisphäre ist also unser »Selbstfahrmodus«, die rechte Hemisphäre übernimmt die »Steuerung von Hand«. Deshalb haben Menschen, die viel aus ihren Gewohnheiten heraus bewältigen, eine Linkshirndominanz. Menschen, die sich eher von der Situation leiten lassen, haben entsprechend eine ausgeglichene Hemisphärenaktivität. Das Gehirns ist also NICHT in eine linke »logische« und rechte »kreative« Hemisphäre geteilt.

Wie die Händigkeit entsteht

In einem Experiment haben Forscher der University of California, Berkeley festgestellt, dass eine Hemmung des Parietalen Cortex am Hinterkopf bei Rechtshändern zu einer reduzierten Rechtshändigkeit führt. Derartige Experimente gibt es inzwischen etliche. Sperrt man also die gewohnten »Nervenautobahnen«, so handeln auch die Rechtshänder linkshändig. Es werden also jeweils Versionen einer Handlung für rechts und links vom Gehirn zur Verfügung gestellt, von denen aber schließlich nur eine ausgeführt wird.

Das Defizit dieser Forschungen ist allerdings, dass in den Versuchen Handlungen ausgeführt werden, die auch eingeschworene Rechtshänder »mit links« schaffen. Sie sind also auch beiderseits in der motorischen Hirnrinde angelegt. Das heißt, dass man hieran eher verstehen kann, was passiert, wenn ein umgeschulter Linkshänder mit rechts schreibt und warum dies für ihn kräftezehrend ist.

Es erhellt aber die Struktur der Händigkeit nur insoweit, dass der Parietale Cortex an der Entscheidung über rechts oder links beteiligt ist. Letztlich sind bei einem Rechtshänder Spezial-Leistungen wie Schreiben aber vermutlich nur linksseitig im motorischen Cortex angelegt. Die Beschränkung komplexer Bewegungsabläufe auf eine Hand spart substanziell Hirnkapazitäten und fließt schließlich auch über eine stabile Nervenbahnung. Ob der Parietale Cortex dabei überhaupt beteiligt ist, bleibt also offen.

Händigkeit erhöht deshalb die Leistungsfähigkeit. Auch wird dadurch weniger ängstigende Unsicherheit erlebt. Die Entscheidung, welche Hand am Ende eine Bewegung ausführt, ist dabei nicht einer irgendwie gearteten Hemisphärendominanz geschuldet. Wie erklärt, entsteht die Hemisphärendominanz dadurch, dass bei konsistenter Händigkeit vorwiegend die »gefestigten« Muster abgerufen werden, wodurch die linke Hirnhälfte aktiver erscheint. Dies trifft jedoch auf konsistente Rechtshänder und Linkshänder gleichermaßen zu. Auch der konsistente Linkshänder hat also eine Linkshemisphärendominanz.

Weitaus besser fügen sich diese Befunde in dem Konzept von Christman und Prichard zu einem Bild. Sie schlagen vor, die Rechts-Links-Unterscheidung aufzugeben und von »konsistenter« = stabiler Händigkeit und »inkonsistenter« = flexibler Händigkeit zu sprechen. Sie führen aus, dass die Befunde keine Richtung (rechts, links) sondern ein Ausmaß der Lateralisierung unterstützen.

»A classification of humans into a near 50-50 split of inconsistent- versus consistent-handers is more consistent with behavioral, genetic, and evolutionary considerations than the traditional classification of 90 % right-handed and 10 % left-handed.« (Stephen D. Christman, Eric C. Prichard – Half Oaks, Half Willows: Degree, Not Direction, of Handedness Underlies Both Stable Prevalence in the Human Population and Species-Beneficial Variations in Cognitive Flexibility)

Eine Klassifizierung von Menschen in eine ca. 50-50-Teilung von inkonsistenten gegenüber konsistent Händigen stimmt besser überein mit verhaltensbezogenen, genetischen und evolutionären Überlegungen als die traditionelle Klassifizierung von 90 % Rechtshändern und 10 % Linkshändern (Übers. v. Verf. d. Beitr.).

Vorgeburtliche Beiträge – mehr geleckt ist mehr »geliked«

Die Entwicklung der Händigkeit beginnt bereits im Mutterleib. Welche Faktoren ihn in Gang setzen, ist noch unbekannt. Selbst bei eineiigen Zwillingen kommt jedoch eine unterschiedliche Händigkeit vor. Der Beitrag der Gene ist also gering. Wie schwach der genetische Einfluss ist, zeigt sich auch darin, dass nicht von der Führungshand auf den Führungsfuß geschlossen werden kann. Das heißt, ein Rechtshänder kann entweder einen linken oder einen rechten Führungsfuß haben. Wäre die Seitendominanz stark genetisch geprägt, müsste die Zuordnung weitgehend einheitlich sein.

Der Daumen, der im Mutterleib mehr gelutscht wird, zeigt die spätere Seitenorientierung an. S. Ocklenburg et al. haben einen Einfluss der Seitenorientierung des Körpers gefunden mit Auswirkungen auf den Wachstumsfaktor TGF-ß. Es könnte also sein, dass dadurch eine Hand motorisch ein wenig vor der anderen entwickelt ist. Weil dieser Daumen dann auch zuerst funktionstüchtig wird, wird er auch zuerst in den Mund gesteckt. Mehr geleckt ist dann auch mehr »geliked« und bei einer Veranlagung zur Konsistenz gibt es alsbald eine Lieblingshand. Durch den intensiveren Gebrauch wird diese dann auch besser neuronal vernetzt. Durch die Wechselwirkung von Lustgewinn, Training und Neuroplastizität erhält sie eine größere Repräsentation im Gehirn. Diese Lieblingshand wird also von Anfang an mehr gefördert und damit auch leistungsfähiger. Und offenbar mag man diese Hand dann sogar mehr.

Dieser »begabteren« Hand werden später natürlich auch die komplexen Aufgaben wie Musizieren, Malen und Schreiben übertragen. Da diese Entwcklung bereits im Mutterleib einsetzt, entsteht der Eindruck einer angeborenen Händigkeit. Tatsächlich ist womöglich nur die Neigung zur Konsistenz angeboren, der Rest ist vermutlich das Ergebnis der »Daumenlutsch-Frühförderung«.

Linkshändigkeit

Wie bereits berichtet, ist die Hemisphärendominanz gleichermaßen bei konsistenten Rechts- wie Linkshändern gegeben, da die Hemisphärendominanz eine Folge der Konsistenzorientierung ist und nicht der Händigkeit. Linkshändigkeit ist jedoch keine umgedrehte (inverse) Rechtshändigkeit.

Entlang von Studienergebnissen haben die meisten Linkshänder tatsächlich eine inkonsistente = flexible Händigkeit. Das heißt, dass hier beide Arme in den Genuss der »Daumenlutsch-Frühförderung« gekommen sind, weil genetisch eine Neigung zum situativen Handeln gegeben ist. Die Repräsentationen sind also beidseits im motorischen Cortex gefördert worden und zugleich ist der rechte präfrontale Cortex aktiver. Dadurch zeigen diese Menschen eine weitgehend ausgeglichene Aktivierung in den Hirnhälften.

Da aber die Optimierung komplexer motorischer Leistungen in hohem Maß Hirnkapazitäten beansprucht, werden komplexe Handlungsabläufe nachgeburtlich dennoch nur für eine Körperseite erlernt. So bildet sich allmählich auch bei inkonsistenter Händigkeit eine bevorzugte Seite heraus, die auch für neu zu erlernende Handlungsabläufe eingesetzt wird. Wer also links malt als Kind, wird dann auch links zu schreiben beginnen. Dadurch kann sich diese flexible Händigkeit sowohl rechts- als auch linksbetont entwickeln.

Da jedoch viele Studienautoren bereits die Linkshändigkeit als Abweichung auffassen, werden diese Unterschiede dann nur noch am Rande erwähnt. Typische Aussagen sind, dass Linkshänder weniger seitenbetont sind als Rechtshänder. Dies wird dann gern als Folge des Lebens in einer Rechtshänderwelt erklärt. Ja, auch bei geistigen Konzepten läuft vieles auf »Selbstfahrmodus«. Die eigene Weltsicht wird den Interpretationen und Konzepten unterlegt und mit den Forschungen »bewiesen«. Bekannt ist dies als »Rosenthal-Effekt«.

Inkonsistente = flexible Händigkeit

Bei der Recherche über Händigkeit bin ich über das Konzept von Christman und Prichard (siehe oben) gekommen, das wesentlich besser mit den tatsächlichen neurologischen Befunden in Übereinstimmung zu bringen ist als die Konzepte der Hemisphären-Theoretiker.

Von außen erkennbar ist bei inkonsistenter = flexibler Händigkeit, dass zahlreiche Handlungen beidseits gelingen. Die Seitenorientierung ist weitaus geringer. Unstrittig ist auch, dass diese Menschen eine andere Struktur des Großhirns haben ohne Dominanz einer Hirnhälfte. Dies ist jedoch dem Faktor der situativen Bewältigung und der Lust auf Neues (aktiverer rechter präfrontaler Cortex) geschuldet und nicht der Seiten-Orientierung. Es handelt sich zunächst um eine gleichsinnige Anlage dahingehend, dass linksseitig die gefestigten Muster repräsentiert sind und rechts die situativen Impulse verarbeitet werden. Die rechte Hemisphäre ist deutlich aktiver und zahlreiche Grundfunktionen werden schließlich auch beidseitig erlernt. Dadurch erscheinen sie auch im Motorischen Cortex auf beiden Seiten. Dies kann dann zu Konkurrenz-Situationen führen, in denen linke und rechte Hand »uneins« sind, wer nun die Führung übernimmt. Das bewirkt den vielzitierten »Knoten im Kopf« bei Linkshändern.

Beidhändigkeit, Kreuzhändigkeit

Verbleiben noch die Beidhänder, die selbst mit dem Ignorieren von Tatsachen in keine der Schablonen passen wollen und damit als »echte Beidhänder« in Erscheinung treten. Beidhänder sind ebenfalls flexible Händer und auch sie zeigen eine Bevorzugung. Diese ist jedoch nicht mehr rechts-links-bezogen, sondern aufgabenbezogen. Aufgabenbezogene Bevorzugung bedeutet, dass bestimmte Aufgaben der rechten Hand zugeordnet werden, andere der linken Hand (Crosshandedness).

Es handelt sich also um ein Händigkeitsmosaik, das jedoch in sich durchaus stabil ist. Daneben gibt es wohl auch Beidhänder, bei denen die Abläufe tatsächlich auf beiden Seiten annähernd gleichwertig repräsentiert sind. Krankhaft ist daran gar nichts. Es ist allenfalls kräftezehrend, weil jeweils zwei Versionen im Gehirn bereitgestellt werden und dann eine gehemmt werden muss.

Kreuzhändigkeit am persönlichen Beispiel

Bei mir selbst sind viele grobmotorische Leistungen zunächst der linken Hand zugeordnet: Nägel einschlagen, sägen, bohren, werfen, fangen, Pfannen schwenken usw. Bestimmte Tätigkeiten wie Schneiden oder Medikamente injizieren mache ich ebenfalls links, obwohl sie eher feinmotorischer Natur sind. Malen geschieht mit beiden Händen. Male ich ein Bild, so zeichnet die linke Hand die rechtsgebogenen Linien, die rechte Hand die linksgebogenen. Gefühlvolle Farbverläufe zu schraffieren ist Sache der linken Hand. Die rechte Hand verwende ich zum Schreiben und für andere feinmotorische Aufgaben. Ich kann natürlich auch links schreiben, jedoch bin ich hier auf dem Niveau eines Erstklässlers stehen geblieben durch die schulische Erziehung zum rechtshändigen Schreiben. Bei Ermüdung des linken Arms oder rechtsseitiger Arbeitssituation übernimmt die rechte Hand fast alle linksseitigen Aufgaben flüssig. Dabei wechseln jeweils Haltehand und Führungshand. Obwohl es also äußerlich ein wirres Bild ergeben mag, ist innerlich die Aufgabenverteilung durchaus klar.

Beidhändigkeit und Neurodiversität

Da solch eine komplexe Händigkeit eine hohe geistige Leistungsfähigkeit und Flexibilität voraussetzt, muss eine Beid- und Kreuzhändigkeit stets an eine Hochbegabung denken lassen. Geht man davon aus, dass nur gut 1 % der Menschen von Fachleuten als »echte Beidhänder« eingestuft werden in den Studien, so passt dies ausgezeichnet zu den Zahlen, die für Hochbegabung angenommen werden. Weiter wird Beidhändern »bescheinigt«, dass sie ein höheres Risiko für Lernstörungen, ADHS und psychische Erkrankungen haben. Nun, auch unerkannte Hochbegabte werden häufig in eben dieser Weise auffällig bzw. fehldiagnostiziert. Doch wie wird ein »Händigkeits-Experte« die Situation einschätzen, wenn das Kind nicht in sein Schema passen will? Schlimmer noch, wenn er von einem (hoch)begabten Beidhänder dann intellektuell in Frage gestellt wird?

Bedenken wir nun noch, dass Beidhänder auch noch meist bildhaft (spatial) denken. Dadurch werden sie leider auch unzureichend durch IQ-Tests erfasst und tun sich mit den vielen »logischen« Inhalten im modernen Alltag schwerer. Wie Anne Heintze in einem Blogartikel ausführt, wirken spatial Denkende dadurch weniger intelligent als sie sind. Und spätestens dann ist den Diskriminierungen durch die sogenannten Experten Tür und Tor geöffnet. So wird aus Unverstehen ein Herabwürdigen.

Was tun – Spiegelung ist wichtig

Beidhänder brauchen erfolgreiche Vorbilder, von denen sie lernen können, wie man mit dieser Besonderheit umgeht. Weil das Phänomen eben selten ist, hat man als Beidhänder im persönlichen Umfeld meist keine Menschen, an denen man sich orientieren kann. Man erlebt sich dann quasi als den einzigen seiner Art und »wie vom anderen Stern«.

Je mehr man anders ist, um so wichtiger ist es, sich klar darüber zu sein, inwiefern man anders ist. Sonst gerät man ins soziale Aus.

Beidhänder brauchen Menschen, die ihnen helfen zu be-greifen, wie man diese Flexibilität meistert. Und sie brauchen andere Betroffene, mit denen sie wenigstens zeitweise eine Normalität und ein Verstandenwerden erleben können. Nicht hilfreich sind neue Vorurteile. Auch die »Umschulung« auf eine vermeintliche Linkshändigkeit ist unsinnig. Hilfreich ist ein klares inneres JA zu dieser Besonderheit.

Flexible Händigkeit und Denkstil

… In addition, inconsistent- versus consistent-handedness is associated with more flexible versus rigid cognitive styles, respectively, … (Stephen D. Christman, Eric C. Prichard – Half Oaks, Half Willows: Degree, Not Direction, of Handedness Underlies Both Stable Prevalence in the Human Population and Species-Beneficial Variations in Cognitive Flexibility)

Darüber hinaus ist inkonsistente gegenüber konsistenter Händigkeit mit flexibleren versus starren Denkstilen verbunden. (Übers. v. Verf. d. Beitr.)

Die Welt spaltet sich nicht in rechts und links, sondern in konservative und flexible Geister; in Eichen und Weiden, wie Christman und Prichard es nennen. Es ist das Los der Weide, im Sturm zu zerbrechen. Der wasserschleppende Zauberbesen aus Goethes Zauberlehrling verkörpert das Wesen der Weide ganz besonders. Sich übers Wasser neigend wie wasserschöpfende Wesen, kann aus jedem Stück, in den feuchten Boden gesteckt, wiederum ein neuer Baum entstehen. Wen wundert’s, dass da die Eichen auch einstimmen in das Klagen …

Wehe! wehe!
Beide Teile
stehn in Eile
schon als Knechte
völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte. (Goethe – Der Zauberlehrling)

Was ist hilfreich?

Nun, vielleicht sollte ich einfach noch mehr liegende Achten malen … das wird ja wärmstens empfohlen für den »Hemisphären-Ausgleich«, was immer das sein mag. Vielleicht habe ich sie nur mit der falschen Hand gemalt. Aber welche ist denn nun die »schöne Hand« … rechts, links, beide zugleich … ja wie denn nun? Oder gleich über Kreuz mit Händen und Füßen? Es gibt ja so viele Wege etwas zu tun, wenn man erst mal die geistigen Scheuklappen abgelegt hat. Beidhändigkeit ist nun mal der Gegenpol zur konsistenten Händigkeit und dies spiegelt sich auch im Welterleben wieder. Doch um so mehr muss man innerlich klar werden, welche Hand wann was tut.

Hilfreich hierzu sollten re-kreative Tätigkeiten sein, bei denen linke und rechte Hand »Hand in Hand« arbeiten und der flüssige Wechsel von Führungshand und Haltehand in einem komplexen Tun geübt wird. Denke an Tai Chi, Katas, Kampfsport, Malerei, Musizieren, Makramee, …

Eine Fortführung dieser Gedanken finden Sie in meinem Beitrag

Beidhändigkeit und Hirnentwicklung