Neurodiversität und Gesundheit

 

Die Begriffe »neurodivers« bzw. »neuroatypisch« wurden geschaffen, um Besonderheiten der Hirnfunktin vom Makel des Krankhaften zu befreien und klarzustellen, dass sie zunächst lediglich Ausdruck menschlicher Biodiversität sind. Diese Begriffe werden derzeit häufig im Zusammenhang mit Bipolarität und Autismus (ASD) verwendet. Doch zeigt sich bereits hier die Problematik, denn Menschen mit diesen Veranlagungen können durchaus so lebenstüchtig sein, dass sie noch nicht einmal erkannt werden.

Warum sollte ich mich damit dann befassen?

Jede Neurodiversität bewirkt ein Erleben der Welt, das sich von dem normaler = neurotypischer Menschen unterscheidet. Ist man sich seiner Andersartigkeit nicht bewusst, so unterstellt man den anderen, dass sie die Welt ebenso erleben wie man selbst. Da man dennoch unangenehme Erlebnisse hat, bemüht man sich anzupassen. Man versucht »normal« zu sein. Man versucht etwas zu sein, das man nicht ist und dieses An-sich-selbst-vorbei-leben kostet viel Kraft. Es ist krankmachender Stress.

Ist Ihnen als Betroffener die Besonderheit nicht bewusst, so führt die unerkannte Neurodiversität zu einer unbewussten Anpassung an das »Normale«. Dabei geht diese unbewusste Anpassung oft über das zuträgliche Maß hinaus. Sie geht in Selbstverleugnung über und führt zu inneren Konflikten und damit krankmachendem Stress. Zudem werden dann auch die Besonderheiten des Körpers nicht berücksichtigt und dadurch ebenfalls die Gesundheit geschädigt. So gibt es beispielsweise eine Assoziation von Autismus mit Glutensensitivität. Ist der Autismus nicht bekannt, so wird auch diese Besonderheit nicht abgeklärt und Symptome auch nicht damit in Verbindung gebracht.

Je mehr Du anders bist als die anderen, um so wichtiger ist es, eine innere Klarheit über die Art Deines Anderssein zu haben.

Erst das Verstehen der eigenen Wesenshaftigkeit und Bedürfnisse erlaubt eine gesunde Balance zwischen Anpassung und individueller Entfaltung. Inwieweit man sich mit seinen Besonderheiten dabei auch outet, entscheidet sich entlang dieser persönlichen Balance.