Krank durch Stress – gefangen im Netz des modernen Lebens

Hypercortisolismus – Hypocortisolismus – eine kurze Zusammenfassung einer grundlegenden Krankheitsursache

Krank durch Stress ist ja das zweitausgelutschteste Thema schlechthin unter den Gesundheitsthemen. Doch seit ich in München praktiziere, schwappt es mir geradezu entgegen. Jeder zweite Klient zeigt deutliche Stress-Symptome oder ist krank durch Stress. Dabei gilt München als gemütliche Großstadt. Doch mit der bayrischen Gmüatlichkeit ist’s für viele lang vorbei. Also, pack ma’s o (dt.: Packen wir es an!) …

Stress ist …

… eine Reaktion auf Einflüsse aller Art, die als belastend bzw. bedrohend empfunden werden. Es kommt nicht darauf an, ob der Einfluss tatsächlich bedrohlich ist. Das persönliche Empfinden entscheidet über Freund und Feind.

Stress verusachen können Umwelteinflüsse wie Licht, Lärm oder Umweltgifte sein. Ebenso sind allergische Reaktionen, längerdauernde Entzündungen und Infekte Stress. Belastende Lebenssituationen, unbefriedigende Beziehungen, Überforderung und selbst Unterforderung, bestimmte Nahrungsmittel … und noch zahlreiche weitere Gegenheiten des modernen Lebens sind Stress. Die verschiedenen Stressoren verstärken sich dabei gegenseitig.

Anhaltender Stress führt bereits nach wenigen Tagen zum Anstieg des Cortisols im Körper. Meist nehmen wir nur Alltagsstress und unerfreuliche Begegnungen mit anderen Menschen als Stress wahr. Wirksam ist jedoch auch der unerkannte Stress.

Unser Körper versucht uns mit Cortisol fit zu machen für die Belastungssituationen. Wird die Belastung nicht rasch bewältigt, führen die vielfältigen Wirkungen zum Adaptionssyndrom.

Das Adaptionssyndrom

Der Körper gewöhnt sich alsbald an den erhöhten Cortisol-Spiegel (Hypercortisolismus). Sinkt das Cortisol wieder auf gesunde Werte, wird jetzt ein Entzug erlebt und umgehend mit Kaffee, Energy Drink etc. … und Essen beantwortet. Man erlebt regelrechtes Craving (starkes Verlangen bei Entzug). Besonders schlanke Menschen reagieren unter Stress oft auch gegensätzlich – sie verlieren den Appetit. So gibt es Stressfuttern und Stresshungern.

Cortisol führt zu zahlreichen Veränderungen im Energiestoffwechsel und im Hormonsystem. Betroffen ist der gesamte Energiestoffwechsel. Der Blutzucker ist erhöht, die Fettverwertung aus den Körperzellen stockt. Stattdessen werden Muskeleiweiße zu Zucker abgebaut. Dadurch verringert sich die Muskelmasse und das Fettgewebe vermehrt sich. Gerade in Verbindung mit Koffein ist auch der Schlaf gestört, was wiederum verstärkend wirkt. Bei entsprechender Veranlagung quillt das Bauchfett hervor, dass man glaubt zusehen zu können. »Stammbetontes Übergewicht« … Abnehmen gelingt nicht oder nur kurzfristig. Cholesterin und andere Blutwerte sind verändert. Häufig stellt sich Salzhunger ein und der Körper giert nach eiweißreicher Kost. Da dies jedoch so weit verbreitet ist, wird es als »normal« empfunden. Die körperlichen Anzeichen sind meist gering. Auch Übergewicht stellt sich längst nicht immer ein … bleiben ein bisschen Sodbrennen, der verspannte Nacken, die Vergesslichkeit und ähnlich alltägliche Wehwehchen.

Meist sind die Gefühlsschwankungen die unangenehmsten »Nebenwirkungen«. Unter Cortisoleinfluss neigen wir zu impulsiven Reaktionen bis hin zu cholerischen Ausbrüchen, grundloser Weinerlichkeit, Depressionen, Angstgefühlen, Aggressivität. Eine Gefühlsachterbahn mit grundlosen Tiefs und Getriebenheit eben. Ob der Stress uns arbeitswütig oder träge werden lässt ist verschieden.

Betroffen ist auch das Hormonsystem

… Östrogen bzw. Testosteron, Insulin sowie die Schilddrüsenhormone sind insbesondere betroffen. Der weibliche Zyklus kann gestört sein, Haarausfall kann sich einstellen bzw. bei Frauen eine Vermännlichung. Die Lust wird leicht zur Last … Erektionsstörungen, Libidoverlust, Scheidentrockenheit. Oft stellt sich eine Schilddrüsenunterfunktion ein. Doch auch diese Warnzeichen werden meist noch schulterzuckend hingenommen oder schulmedizinisch verarztet. »Ja mei!« (dt.: Da kann man halt nichts machen.) … wie man in München zu sagen pflegt.

Ein besonderes Problem sind die nicht richtig ausheilenden Infekte. Unter Cortisol-Einfluss entwickeln sich alle Arten von Entzündungen und Virusinfekte rasch zu chronisch dahinschwelenden Dauerzuständen. Cortisol unterdrückt die Körperabwehr. Ein Effekt, der von Cortikoiden ja ebenfalls geläufig ist. Blasenentzündung, Bronchitis, Nebenhöhlenentzündung, Colitis, … kein Fieber, keine Schmerzen, alles nur ein bisschen, aber nichts will richtig ausheilen, alles schwärt so vor sich hin. Auch Viren, Pilze und Parasiten nisten sich gerne ein, weil das Immunsystem mit halber Kraft läuft.

Burnout-Phase

Die Nebennieren sind nur eine Zeit lang in der Lage, den Stress durch Cortisol zu balancieren. Schließlich kommt es zum Einbruch der Hormonversorgung (Hypocortisolismus).

Der Cortisol-Mangel ist gekennzeichnet durch Schmerz, Müdigkeit, Stressintoleranz.

Schmerz kommt daher als Morgensteifigkeit, Migräne, Fibromyalgie, Menstruationsschmerzen, Muskelschmerzen, Reizdarm, Schulter-Arm-Syndrom, Rheuma;
Müdigkeit lähmt als Zustand einer Energielosigkeit, aber trotz der Müdigkeit ist der Schlaf schlecht und nicht erholsam.
Stressempfindlichkeit bedeutet, sich reizbar und übererregbar zu fühlen. Asthma, Neigung zum Zittern, sobald man unter Druck gerät, Schreckhaftigkeit, Elektrosensibilität uam. stellen sich ein.

Das Mosaik der Leiden

Die schwelenden Entzündungen und Infekte legen sich auf die Gelenke. Auch Verdauungsstörungen treten häufig auf. Oft kommt nun es zu einer Gewichtabnahme. Insgesamt imponiert dieser Zustand durch die Fülle unterschiedlicher Symptome einschließlich oft kurios und widersprüchlich wirkender Beschwerden. Ein Mosaik der Leiden. Da die Beschwerden unter Stress stärker werden, werden sie oft als »psychisch« eingeschätzt und Psychopharmaka verordnet.

Doch selbst in dieser Phase werden die verschiedenen Beschwerden häufig nicht in einen ursächlichen Gesamtzusammenhang gebracht.

In der Folge kommt es meist zu einem weiteren Dahinschleppen zahlreicher Symptome mit einem phasenhaften Wechsel von Hypercortisolismus und Hypocortisolismus. Das Beschwerdebild wechselt je nach Stressbelastung. Da die Stressresistenz weitgehend aufgehoben ist führen nun auch übliche Alltagsbelastungen zu Symptomen. Die Krankheit erfindet sich selbst täglich neu.

Der Weg aus Adaptionssyndrom und Burnout?

Der erste Schritt ist die Reduktion von Stressoren

  • unverträgliche Nahrungsmittel
  • Wohngifte
  • Elektrosmog
  • Lärm
  • nächtliches Licht
  • Zusatzstoffe
  • Zigaretten
  • unbewältigte Lebenssituationen
  • Reizüberflutung durch Medien, Werbung, …

»Ab heute meide ich …!« Setzen Sie diesen geistigen Rotstift an wo immer möglich. Es ist ohnehin nicht jeder Stress vermeidbar. Bei den Anonymen Alkoholikern gibt es den Vorsatz: »Ich lasse heute das erste Glas stehen.« Das ist ein sehr brauchbarer Ansatz, um den Gewohnheiten beizukommen.

Wesentlich ist weiter das Aufspüren und Ausheilen dahinschwelender Entzündungsherde im Körper, kurz »Herde« genannt. Unerlässlich ist auch eine psychische Hygiene und ein regelmäßiger Rhythmus von Aktivität und Erholung im Tageslauf. Psychische Hygiene bedeutet insbesondere, alle irgendwie unabgeschlossenen Geschichten zu einem Ende zu bringen. Seien Sie selbstehrlich, verpflichten Sie sich zu Selbsttreue und Achtsamkeit. Mit diesen drei Werkzeugen gehen Sie dann alles an, was in die Erinnerung drängt.

Den Körper optimal versorgen

Ergänzt wird dieser Ansatz durch die kraftvolle Unterstützung des Körpers mit natürlichen Substanzen, die ihn in die Lage versetzen wieder angemessen zu reagieren. Dazu gehören B-Vitamine, Vitamin D, Magnesium und Spurenelemente sowie Phospholipide, Anthozyane und andere sekundäre Inhaltsstoffe. Zudem empfiehlt es sich, in gewissen Abständen Infusionen mit Antioxidantien durchzuführen, um Blockaden durch oxydativen Stress zu überwinden und Heilungsprozesse einzuleiten. Dieser Bereich muss individuell abgestimmt werden entlang der Laborergebnisse.

Unerlässlich ist eine besonders hochwertige Kost mit viel Obst und Gemüse, viel Samen (Sesam, Amaranth, …), auch Fisch, Ei und bescheidenen Mengen Muskelfleisch.
Als besonders hilfreich hat es sich erwiesen Gluten und Kuhmilcheiweiß zu meiden, da beide Nahrungsbestandteile massive Stressoren sind.

Wildkräuter sind unsere Helfer gegen den Stress

Als besonders wertvoll hat sich hier die Brennnessel erwiesen – und zwar als Saft oder als Gemüse. In dieser Form ist sie in der Lage, das Hormonsystem wieder einzuregeln, und versorgt uns mit einer Fülle wichtiger Substanzen in Form eines lebendigen Komplexes. Generell sind Kräuter und Wildkräuter ein absolut wertvoller Teil unserer Nahrung. Am wirksamsten sind dabei frische Kräuter … als Zutat zu Salaten, Suppen, Smoothies, Pestos … Manche Kräuter wie Giersch, Brennnessel, Knopfkraut, Borretsch können auch zu Gemüse verarbeitet werden. Als Curry, Omelette oder als Belag auf Flammkuchen und Pizza punkten diese Gottesgeschenke.

 

Wenn Sie es nicht soweit kommen lassen wollen

Stressmanagement heißt das Zauberwort … doch was heißt das? Gehen Sie die bereits besprochenen Punkte durch und überlegen Sie, was Sie davon betrifft. Daraus erstellen Sie Ihr Programm. Es soll knapp sein und vor allem die starken Stressoren vermeiden. Es soll Sie ja nicht den ganzen Tag beschäftigen und neuen Stress verursachen. Und achten Sie stets darauf, dass es Spaß macht. Sonst landet es umgehend wieder im Stapel »Vorsätze für’s neue Jahr«. Lassen Sie sich von Ihrem Gesundheitscoach ein ausführliches Feedback geben und vielleicht auch am Anfang unterstützen. Das hilft Ihnen, dass am Ende die Hauptsache die Hauptsache bleibt und nach und nach gute Gewohnheiten entstehen.